Queer Tango

 „Tradition heisst das Feuer zu hüten und nicht die Asche zu bewahren"

(oder die Streichhölzer?)

Was vor 22 Jahren als Try-Out begann, ist mittlerweile Teil der Tango-Geschichte geworden. Im Jahr 2001 war das International Queer Tango Festival Hamburg weltweit die erste Veranstaltung dieser Art. Inzwischen hat sich die Idee rund um den Globus verbreitet.

Wir haben damals in Hamburg den Begriff Queer Tango geprägt, aber das Phänomen existiert schon seit den Anfängen des Tangos, denn die traditionellen Bilder des Tangos sind auch ein Klischee. Tango war schon immer eine Nische, ein Zufluchtsort, um neue Identitäten zu leben oder zu entdecken. (Magali Saikin, 2004)

Mittlerweile findet sich der Begriff selbstverständlich in der Welt des Tangos wieder und trägt darüber hinaus dazu bei, ein allgemeines Bewusstsein dafür zu schaffen, dass geschlechtliche und sexuelle Identitäten immer in Bewegung sind. Sie sind nicht notwendig, natürlich gegeben oder unveränderlich. Sie sind soziale Konstruktionen, die, wenn sie nicht hinterfragt werden, unseren individuellen Ausdruck und die Vielfalt einschränken.

Die Queer Theory hat einen wichtigen Beitrag dazu geleistet, die Konstruktionen von Geschlecht und Sexualität, die den Tango noch immer zu einem Reservat von Männlichkeit und Weiblichkeit des vergangenen Jahrtausends machen für eine Praxis der Veränderung nutzbar zu machen. Paula Irene Villa, Tangotänzerin und Soziologin, hat Queer einmal so definiert: “Queer kann verstanden werden als die oft bewusste und oft spielerische nicht immer, manchmal auch sehr leidvolle Erfahrung der Überschreitung von Identitätsgrenzen bei einem gleichzeitig mehr oder minder scharfen Bewusstsein davon, dass diese Grenzen existieren und überhaupt unsere Existenz ermöglichen”

Durch eine Neudefinition von Tango, die seine Essenz mehr im Potenzial eines gleichberechtigten Dialogs sieht, kann Tango mit seinem einzigartigen, universellen, gesellschaftlichen Wert als Medium für eine Entwicklung genutzt werden, die weit über den Tango als soziale Praxis/Tanzkultur hinausreicht.

Wir freuen uns, dass wir mit einer Vielzahl innovativer Konzepte in unterschiedlichen gesellschaftlichen Bereichen an dieser Entwicklung teilgenommen haben.

All das haben wir all die Jahre mit viel Freude, ohne missionarischen Ehrgeiz und mit viel Liebe und Respekt für die tanguidad getan.

Durch unsere jahrelange intensive Arbeit, insbesondere in den Anfangsjahren, konnten wir den Grundstein für eine heute weltweit gut vernetzte Queer Tango Community legen.